Tanzen verboten

A 3. April is Tanzen verboten. Auch für Dich. Per Gesetz. Am 3. April 2015 ist Karfreitag – ein bundesweiter Feiertag, der unter dem Einfluss christlicher Kirchen eingerichtet wurde, damit gläubige Christen an diesem Tag des Todes Jesu gedenken können. Um den für Christen ernsthaften Charakter dieses Tages zu unterstreichen, wurde ein sogenanntes Tanzverbot erlassen, welches öffentliche Tanz-, Sport-, Demonstrations- und andere Veranstaltungen verbietet, die nicht dem kirchlich definierten Charakter des Karfreitags entsprechen.

Das Tanzverbot nimmt dabei in Kauf, dass Konfessionslose (immerhin mehr als ein Drittel der deutschen Bevölkerung), Andersgläubige und diejenigen Christen, denen am Karfreitag nicht nach Trauer zu Mute ist, in ihren verfassungsrechtlich zugesicherten Freiheiten eingeschränkt werden.

Dass der deutsche Staat sich in religiösen Angelegenheiten nicht neutral verhält, ist außerdem – im Sinne der Gleichberechtigung, der er sich verpflichtet hat – eine Diskriminierung von Anhängern des Islam, des Hinduismus, des Judentums und anderer Religionen, und macht diese zu religiösen Fremdkörpern in einem Land mit christlicher Agenda. Die einzig gleichberechtigende Alternative hierzu, nämlich die Ausweitung aller christlichen Privilegien auf alle anderen Religionen, inkl. eigener rechtlicher Ausnahmeregelungen, Feiertage und konfessionellem Religionsunterricht an Schulen, halten wir weder für erstrebenswert, noch für praktisch umsetzbar.

Nicht zuletzt schadet die staatlich verordnete Trauer am Karfreitag der Glaubwürdigkeit der deutschen Politik, die sich berechtigten Vorwürfen der Heuchelei aussetzt, wenn sie mangelnde Trennung von Staat und Kirche in anderen Regionen der Welt kritisiert, während sie religiös begründete Regelungen im eigenen Land verteidigt. Darunter fallen unter anderem das Tanzverbot, die Erlaubnis männlicher Genitalbeschneidung trotz fehlender medizinischer Indikation, die Erlaubnis von Tierschlachtung ohne Betäubung, das Blasphemieverbot und die enorme steuerliche Bevorteilung christlicher Kirchen.

Die Evolutionären Humanisten Göttingen protestieren gegen jegliche Privilegien und Ausnahmeregelungen für religiöse Gemeinschaften aller Arten, und möchten mit der Plakat-Aktion zum Tanzverbot ein Bewusstsein für säkulare Interessen schaffen.

Mehr Informationen zum Tanzverbot am Karfreitag und 19 (!) weiteren Tagen des Jahres findest Du hier.