Ausstellungshinweis: Turiner Grabtuch
Blog ·Wer in den nächsten Wochen nicht Besseres zu tun hat, kann sich zum Beispiel das Turiner Grabtuch in Turin mal im Original anschauen (http://turin.urlaub-piemont.de/.
Es handelt sich dabei um ein Leinentuch aus dem 13. Jahrhundert mit einer aufgemalten Jesus-Darstellung. Zuletzt wurde das Originaltuch im Jahr 2010 ausgestellt. Es hat damals 2,5 Millionen Besucher und eine entsprechende Menge an Eintrittsgeldern angezogen. Das liegt wohl daran, dass die Kirche gerne suggeriert, es handle sich um das Leichentuch von Jesus, der ja nur etwas mehr als 1200 Jahre vor Entstehung des Tuches gelebt hat. Es gibt wohl wenige Gegenstände, die den Wahnsinn der christlichen Reliquien- bzw. Ikonen-Herausbildung besser illustrieren, als dieses Stück Stoff. Einen guten Überblick bietet Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Turiner_Grabtuch).
Das Tuch erlaubt auch das Studium dieses ‚christlichen Trotzes’ (Jungfrauengeburt, Auferstehung, etc.), der Aussenstehende immer wieder mit einer Mischung aus Verwunderung, Unverständnis und Verzweiflung zurücklässt. Apropos Studium, ein ganzer Wissenschaftszweig beschäftigt sich mit dem Tuch, die sogenannte Sindonologie, von griech. sindon, das Leichentuch. Die Sindonologie bedient sich der Radiocarbonmethode, die die Entstehung des Tuches fast auf das Jahr genau auf das Jahrhundert vor seiner ersten urkundlichen Erwähnung festlegt. Eines der spannendsten Forschungsprojekte ist die aber Frage, wie dieser Jesus-Abdruck auf das Tuch gekommen ist. Naheliegend ist natürlich hier die Erklärung, dass des sich um eine elektrische Entladung oder ein hochenergetisches Strahlungsereignis im Zusammenhang mit der Auferstehung handelt (http://www.welt.de/kultur/history/article106151671/Professor-vermutet-Starkstrom-im-Grab-Jesu.html).
Zum Schluss noch ein Tipp: Wer es mit der Sindonologie nicht ganz so ernst nimmt, kann sich auch eine vom Erzbistum Köln (und natürlich durch Eintrittsgelder) finanzierte Wanderausstellung eines Tuch-Replikats anschauen, die zur Zeit in Augsburg, dann in Altötting, dann in Dresden besichtigt werden kann, die in den nächsten 18 Monaten aber nicht ins leider zu protestantische Niedersachsen kommt (http://www.malteser-turinergrabtuch.de/die-ausstellung/ausstellungstermine.html).
Ich finde dieses Replikat, also die Fälschung einer Fälschung faszinierend. Es sollte doch dem Original ähnlicher sein als das Original selbst! Einen kleinen Trost für die tuchlosen Niedersachsen gibt es übrigens: Man kann die Ausstellung auch anfordern, Termine ab November 2016 sind frei. Wir bäuchten lediglich einen würdigen Raum, einen Mülleimer in der Nähe des Verkaufstisches, und eine Zufahrt für einen 7,5-Tonner, etc. (http://www.malteser-turinergrabtuch.de/die-ausstellung/rahmenbedingungen-fuer-den-ausstellungsstandort.html)
Die Evolutionären Humanisten Göttingen sollten sich das mal überlegen.